Diagnose Mangelernährung

Wie erkennt ein Arzt eine Mangelernährung ?

Wenn die normale orale Ernährung teilweise oder sogar vollständig eingeschränkt ist, kann das schwerwiegende Folgen haben, wie die Abnahme der Muskelkraft, ein geschwächtes Immunsystem oder eine erhöhte Infektionsgefahr.

Um das Allgemeinbefinden und die Lebensqualität zu verbessern, ist es daher wichtig, Mangelernährung rechtzeitig zu erkennen. Um festzustellen, ob für Sie oder einen Angehörigen eine Ernährungstherapie notwendig wird, oder in Frage kommt, gibt es einige einfache Methoden oder Parameter:

Unbeabsichtigter Gewichtsverlust

Eine Faustregel der dt. Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) lautet, dass die Ernährung unterstützt werden sollte, wenn Sie:

  • Innerhalb von 6 Monaten 10 % Ihres Gewichts unbeabsichtigt verloren haben oder
  • Innerhalb von 3 Monaten 5 % Ihres Gewichts unbeabsichtigt verloren haben.

BMI (Body Mass Index)

Der Body-Mass-Index - kurz BMI - ist ein Kennwert, der hilft, festzustellen, ob Gewicht und Körpergröße in einem medizinisch gesunden Verhältnis zueinanderstehen, oder ob die Person beispielsweise stark übergewichtig, also adipös ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt den BMI in sechs verschiedene Klassen ein:

Unter 18,5: Untergewicht
18,5 - 24,9: Normalgewicht
25 - 29,9: Übergewicht/ Präadipositas
30 - 34,9: Adipositas (Fettleibigkeit) Grad I
35 - 39,9: Adipositas Grad II
Über 40: Adipositas Grad III

Das individuell anzustrebende Gewicht hängt dabei allerdings auch von Alter, Geschlecht und weiteren Angaben ab. Ihr Arzt oder ihre Ärztin hilft Ihnen, das für Sie passende Gewicht festzulegen.

Nach welcher Formel wird der BMI berechnet?
Der BMI errechnet sich nach folgender Formel:

Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Metern) zum Quadrat.

Ein Rechenbeispiel soll diese Formel nochmal klarer machen: Stellen Sie sich vor, Sie sind 1,70 Meter groß und 80 Kilogramm schwer.

Dann rechnen Sie: 1,70 x 1,70 = 2,89
Teilen Sie jetzt ihr Gewicht durch diesen Wert: 80 : 2,89 = 27,7
27,7 – oder aufgerundet 28 – ist Ihr Body-Mass-Index (BMI).

Welche Aussagekraft hat der BMI?

Der Body-Mass-Index erlaubt nur eine erste grobe Einschätzung. 
Wer viel Muskelmasse besitzt, kann beispielsweise einen hohen BMI haben ohne übergewichtig im eigentlichen Sinne zu sein. Auch sagt der BMI nichts über die Verteilung des Körperfetts aus. 
Dabei gilt insbesondere zu viel Bauchfett als gesundheitliches Risiko. 

Es gibt andere Einteilungen, die das Alter und das Geschlecht in die Beurteilung mit einbeziehen. 
So ändern sich mit steigendem Alter oder aber auch bei bestimmten Erkrankungen (wie z.B. Krebs) beispielsweise der Stoffwechsel und die Körperzusammensetzung.

So kann ein Mensch, der laut der WHO- Einteilung übergewichtig ist - so paradox das klingen mag - gleichzeitig unter einer Mangelernährung leiden.
Deshalb ist es so wichtig, hier eine Ernährungsfachkraft zu Rate zu ziehen.

Screenings

Einfache Fragebögen, die der Arzt oder die Ernährungsfachkraft mit Ihnen durchgeht, die schnell einen Hinweis auf eine mögliche Mangelernährung geben.

Laborwerte

Einige Laborwerte lassen Rückschlüsse darauf zu, ob entzündliche Prozesse (CRP-Wert) oder ein Eiweißmangel (Albumin, Gesamteiweiß) vorliegen. Durch eine einfache Blutentnahme kann der Arzt dies feststellen. 

BIA Messung

Die sog. Bio-Impedanz-Analyse

Die Bio-Impedanz-Analyse ist ein Verfahren zur Bestimmung der Zusammensetzung des menschlichen Körpers. Sie wird vor allem zur Ermittlung des Körperfettanteils verwendet.

Der menschliche Körper ist aus heterogen Materialien zusammengesetzt. Die Kompartimente können grob eingeteilt werden in:

Magermasse (LBM, "lean body mass"): Sie besteht aus Proteinen (Muskeln), Mineralien (Knochen und Elektrolyte) und Körperwasser (TBW, "total body water"). Das TBW setzt sich wiederum aus der Intrazellularflüssigkeit (ICW; Flüssigkeit in Zellen und Geweben) und der Extrazellularflüssigkeit (ECW; Blut, Lymphe etc.) zusammen. Körperfett: Körpermasse abzüglich der Magermasse.

Das Prinzip der bioelektrischen Impedanzanalyse basiert auf der Messung des elektrischen Gesamtwiderstandes des Körpers (Impedanz). Der erzeugte Wechselstrom (Stromstärke 0,8 mA) wird bei einer Frequenz von 50 kHz durch im Körper enthaltene Elektrolyte weitergeleitet und die Impedanz (Z) ermittelt. Sie wird errechnet, indem die gemessene Stromspannung (V) durch die eingeleitete Stromstärke (I) geteilt wird (Z=V/I).

Durch die unterschiedlich gute Leitfähigkeit der Körperkompartimente können so Rückschlüsse auf die Körperkomposition gezogen werden. Bestimmt werden können:

  • Körperwasser
  • Fettmasse (FM, "fat mass")
  • Fettfreie Masse (FFM, "fat free mass")
  • Magermasse
  • Körperzellmasse (BCM, "body cell mass") und
  • Extrazelluläre Masse (ECM, "extracellular mass")

Tellerprotokolle und Ernährungstagebuch

Hier können Sie den Arzt oder die Ernährungsfachkraft tatkräftig unterstützen. Führen Sie für einige Tage (3-5) ein Ernährungstagebuch oder Tellerprotokolle.
(Die Formulare zum Ausdrucken finden Sie bei uns im Servicebereich )

Ernährungstherapie – was ist das?

Eine Ernährungstherapie soll eingesetzt werden, um den Ernährungszustand, die körperliche Leistungsfähigkeit, den Stoffwechsel, die Verträglichkeit antitumoraler Therapien, die Lebensqualität und den Erkrankungsverlauf zu verbessern oder zu stabilisieren.

Viele Krebspatienten haben bereits vor, zumindest aber während der Entstehung des Tumors einen Mangel an bestimmten Nährstoffen, Energie, Vitaminen oder Spurenelementen.
Daher ist es wichtig, den Mangel zu beheben und die Reserven wieder aufzufüllen.

Eine Ernährungstherapie zu erhalten bedeutet nicht immer, dass man künstlich ernährt wird.
Um einer Mangelernährung vorzubeugen oder sie zu behandeln, läuft die Ernährungstherapie in 3 Stufen ab :

  1. Die Basis und erste Therapiestufe ist die normale Ernährung über den Mund (orale Ernährung).
    Wenn sie nur eingeschränkt möglich ist, können verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung eingesetzt werden. 
    Das können beispielsweise eine professionelle Ernährungsberatung oder veränderte Verhaltensmaßnahmen sein, aber auch der Einsatz von speziellen Tassen, Bestecken oder energiereicher Kost z.B. in Form von Trinknahrung.
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  2. Reichen die Maßnahmen der ersten Stufe nicht aus, folgt Stufe zwei der Therapie, die enterale Ernährung. Damit ist Nahrung über eine Sonde in den Magen-Darm-Trakt gemeint. Das griechische Wort „enteron“ heißt Darm. Enterale Nahrung wird über eine Sonde in den Magen oder den Dünndarm verabreicht.
    Enterale Ernährung nutzt, wie jede normale Ernährung auch, den Magen-Darm-Trakt. 
    Die zugeführten Lösungen werden über eine sog. Sonde verabreicht.
    Diese kann durch den Mund oder die Nase in den Magen führen, häufig wird eine Sonde auch durch die Bauchdecke direkt in den Magen gelegt; dies bezeichnet man dann als PEG-Sonde (Perkutane Endoskopische Gastrostomie). Übersetzt heißt das so viel wie „durch die Haut in eine Öffnung in den Magen“. Man spricht deshalb auch oft von der Magensonde.
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  3. Wenn beide Maßnahmen nicht ausreichen, geht man zur nächsten Stufe über :
    Parenterale Ernährung = Ernährung per Infusion direkt in die Blutbahn z.B. über einen Port-Katheter.
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Das Stufenschema der Ernährungstherapie ist ein offenes System mit fließenden Übergängen, die einzelnen Stufen schließen sich nicht aus, sondern können auch miteinander kombiniert werden. Grundsätzlich sollte immer angestrebt werden, dass Krebspatienten so lange wie möglich normale Kost auf dem natürlichen Weg zu sich nehmen.